Schriftenreihe „Frauen und Exil“, edition text+kritik

Obwohl die Exilforschung seit drei Jahrzehnten einen beachtlichen Erkenntnisgewinn zu verzeichnen hat, wird die geschlechterdifferenzierende Perspektive in den Untersuchungen nur als ein Aspekt unter vielen berücksichtigt. Um auf die dadurch entstehenden Forschungslücken aufmerksam zu machen, richtet sich der Fokus der Schriftenreihe "Frauen und Exil", die von Inge Hansen- Schaberg herausgegeben wird, auf den weiblichen Lebens- und Arbeitszusammenhang. Die Reihe wurde vom Verlag edition text+kritik mittlerweile aufgegeben. Restbestände sind noch im Buchhandel verfügbar.


Bd. 11: Kristina Schulz, Wiebke von Bernstorff, Heike Klapdor (Hrsg.): Grenzüberschreitungen - Migrantinnen und Migranten als Akteure im 20. Jahrhundert

Grenzen passieren – Grenzen ziehen: Historische, kultur- und sozialwissenschaftliche Perspektiven beleuchten unterschiedliche Erfahrungen von Grenzüberschreitung.
Grenzüberschreitungen sind eine Herausforderung. Das gilt für das konkrete Passieren nationaler Grenzen, das seit dem Ersten Weltkrieg und bis in die jüngste Vergangenheit ein von Formalitäten geprägter Akt und eine existenzielle Erfahrung ist. Das trifft aber auch auf Praktiken von Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen zu, die Neuankömmlinge in der Ankunftsgesellschaft erleben und mitunter auch selbst vornehmen. Schließlich stehen auch Forscherinnen und Forscher, die sich mit Migration und Exil befassen, vor der Herausforderung, disziplinare Grenzüberschreitungen mit vertrauten Vorgehensweisen und Argumentationsmustern in Einklang zu bringen. Der Band befasst sich aus historischen, kulturwissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen, geschlechtertheoretischen, biografischen und medialen Perspektiven mit Erfahrungen der Grenzüberschreitung. Er fragt nach subjektiven Wahrnehmungsweisen von freiwilligen und erzwungenen Wanderungen sowie nach individuellen Handlungsspielräumen und deren Begrenzungen.


Bd. 10: Irene Below, Hiltrud Häntzschel, Inge Hansen-Schaberg und Maria Kublitz-Kramer (Hrsg.): Fluchtorte - Erinnerungsorte. Sanary-sur-Mer, Les Milles, Marseille. München 2017

Sanary-sur-Mer, das kleine Fischerdorf im Süden Frankreichs, bereits vor 1933 von Künstlern, Künstlerinnen und Intellektuellen aus aller Welt besucht, wurde mit Beginn der Schreckensherrschaft in Deutschland für einige Jahre zum Fluchtort der deutschen Kultur. Die Arbeitsgemeinschaft "Frauen im Exil" ist als reisende Konferenz den damals Vertriebenen gefolgt. Sie hat Sanary und die heutige Gedenkstätte des ehemaligen Internierungslagers in Les Milles sowie die Rettung verheißende Hafenstadt Marseille in Augenschein genommen. Die Ergebnisse der Recherchen werden in den Beiträgen dieses Bandes auf vielfältige Weise vorgestellt und diskutiert: Was und wie erzählen uns die literarischen und bildnerischen Werke, die Tagebücher und Briefe dieser Frauen und Männer von dieser Zeit, von diesen Orten und deren Wandel im Verlauf der Jahre des Exils? Wie wird das historische Exil im öffentlichen Gedächtnis bewahrt und vermittelt? Entstanden ist ein Vademecum für künftige Reisen an diese Orte


Bd. 9: Irene Below und Burcu Dogramaci (Hrsg.): Kunst und Gesellschaft zwischen den Kulturen. Die Kunsthistorikerin Hanna Levy-Deinhard im Exil und ihre Aktualität heute. München 2016

Die Kunstsoziologin und Emigrantin Hanna Levy-Deinhard (1912–1984) hinterließ ein inhaltlich reiches, heute vergessenes Werk, das seiner Zeit weit voraus war. Der neue Band der Reihe nimmt es in den Blick und fragt auch nach dessen aktuellem Stellenwert. Als Mitbegründerin der brasilianischen Denkmalpflege verfasste Levy-Deinhard fundierte Beiträge über koloniale Kunst und die Architektur des Barock in Brasilien. Seit ihrer in Deutschland erschienenen Schrift "Bedeutung und Ausdruck. Zur Soziologie der Malerei" (1967) war sie mit dem Aufbruch der Kunstgeschichte nach 1968 in Deutschland verbunden. Mit Aufsätzen namhafter internationaler VertreterInnen der Kunstgeschichte und Soziologie unterschiedlicher Generationen versteht sich Band 9 der Reihe "Frauen und Exil" als Korrektiv zur Wissenschaftsgeschichte, in der Kunsthistorikerinnen bis heute nur eine marginale Rolle spielen. Die Beiträge widmen sich verschiedenen Aspekten von Hanna Levy-Deinhards Wirken, der Rezeption in Frankreich, Brasilien, den USA und Deutschland und deren Aktualität heute, die nicht zuletzt in Hanna Levy-Deinhards Position im Kontext einer postkolonialen Kunstgeschichte aufzuzeigen ist.


Bd. 8: Gabriele Knapp, Adriane Feustel und Inge Hansen-Schaberg (Hrsg.): Flüchtige Geschichte und geistiges Erbe. Perspektiven der Frauenexilforschung. München 2015

Dieser Band zieht eine Zwischenbilanz und blickt gleichzeitig voraus: In den Beiträgen werden bisherige Ergebnisse der genderspezifischen Exilforschung zusammengefasst und neue Fragestellungen entwickelt. Thematisch widmen sich die Beiträge den Lebenswelten, die durch das Exil zerstört wurden, verdrängten und vergessenen Kulturleistungen und Biografien sowie dem Kultur- und Wissenstransfer durch Emigration und Remigration. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, wie die bisherigen Forschungsergebnisse für eine geschlechtergerechte Erinnerungsarbeit genutzt werden können. Wie gehen Exilforscher/innen und die in Bildungseinrichtungen Lehrenden in Theorie und Praxis mit den Phänomenen Flüchtigkeit, Entgrenzung und Ortlosigkeit des Exils um? Welche Chancen eröffnen sich für die zukünftige Vermittlung der Themen Exil und Migration in der Lehre, im schulischen Unterricht und in außerschulischen Projekten? Damit werden bedeutende Impulse für die zukünftige (Frauen-)Exilforschung und die Vermittlung des Themas Exil für die nachfolgenden Generationen gesetzt.


Bd. 7: Irene Below, Inge Hansen-Schaberg und Maria Kublitz-Kramer (Hrsg.): Das Ende des Exils? Briefe von Frauen nach 1945. München 2014

Mit dem 8. Mai 1945 ist das Exil der aus dem nationalsozialistischen Deutschland und Österreich Geflohenen und Vertriebenen nicht beendet. Aber Versuche, Kontakt aufzunehmen und an alte Beziehungen anzuknüpfen, setzen ein, um Lebensumstände, Positionen, Stimmungen und aktuelle Entwicklungen zu klären.

In den Beiträgen des Sammelbandes geht es um Briefe von Frauen unterschiedlicher sozialer Herkunft und Lage, politischer Überzeugung und beruflicher Ausbildung und Perspektive: Ella Bergmann-Michel, Ilse Bing, Erna Blencke, Erna Döblin, Maria Gleit, Gabriele Kätzler, Hildegard Kramer, Vera Lachmann, Luise von Leyden, Johanna Marum, Lili Pollatz, Anna Siemsen, Minna Specht, Hilde Spiel, Grete Weil und Alma S. Wittlin. Sie schreiben über traumatische Erfahrungen, über die NS-Verbrechen, die Entfremdung und auch über ihre Akkulturation im Exilland sowie über ihre Pläne und die Vorbereitung einer möglichen Rückkehr, sofern diese nicht kategorisch abgelehnt wird, und über ihre Hoffnungen und Enttäuschungen nach der Remigration.

Die Rezension von Dr. Annette Bußmann zu Band 7 ist in DAVID, Jüdische Kulturzeitschrift, Ausgabe 106/09/2015, erschienen. Rezension


Bd. 6: Hiltrud Häntzschel, Sylvia Asmus, Germaine Goetzinger, Inge Hansen-Schaberg (Hrsg.): Auf unsicherem Terrain. Briefeschreiben im Exil. München 2013.

Die Vielzahl von Korrespondenzen, die in diesem Band analysiert werden, die immer wieder anders gearteten Bedingungen von Schreibakt und Leseakt, die unterschiedlichen Lebenssituationen von Schreibenden wie Empfangenen, zeigen doch ein Gemeinsames: Exilbriefe sind Inszenierungen, sie sind nie zu lesen als Eins-zu-Eins-Gespräch, in dem sich das Gesagte mit dem Gemeinten deckt. Immer schreiben Strategien des Beruhigens, des Schönredens der Situation oder – im umgekehrten Fall – der rhetorischen Ausmalung der Notlage, des Täuschens der Zensurbehörden mit. Vielfältige geschlechtsspezifische Differenzen in der Handhabung dieser Strategien, im Inhaltlichen wie im Stilistischen werden in den Beiträgen ausgemacht.


Bd.5: Inge Hansen-Schaberg, Wolfgang Thöner und Adriane Feustel (Hrsg.): Entfernt: Frauen des Bauhauses während der NS-Zeit - Verfolgung und Exil. München 2012

Der Band befasst sich mit Frauen, die am Bauhaus studiert und gearbeitet haben. In der NS-Zeit erfuhren viele von ihnen Diffamierung und Verfolgung, weil sie zu Jüdinnen deklariert wurden und/oder politisch oppositionell waren und/oder in ihrer Kreativität und Expressivität als "entartet" galten. Die Beiträge des Sammelbandes weisen auf Lücken in der Rezeption hin, indem sie die Lebensgeschichten von Frauen in den Fokus rücken, die in der Malerei, Grafik, Bildhauerei, Bühnenarbeit, Fotografie, Weberei, Keramikwerkstatt, Architektur, Möbel- und Spielzeugherstellung etc. Darstellungs- und Experimentierfelder sahen und lebenslang unter dem Einfluss des Bauhauses arbeiteten oder sich von ihm emanzipierten.


Bd.4: Inge Hansen-Schaberg und Hiltrud Häntzschel (Hrsg.): Alma Maters Töchter im Exil. Zur Vertreibung von Wissenschaftlerinnen und Akademikerinnen in der NS-Zeit. München 2011

In diesem Band werden die vielfältigen Aspekte der Qualifizierung und Berufstätigkeit von Akademikerinnen in der Weimarer Republik und in Österreich bis 1938, in den Exilländern, in Nachkriegsdeutschland und -österreich breit aufgefächert und vertieft. In disziplingeschichtlichen und biografischen Untersuchungen wird diskutiert, ob spezifische Ansätze in den jeweiligen Fächern mit der Vertreibung der Wissenschaftlerinnen aus dem deutschsprachigen Wissenschaftsdiskurs verschwanden, ob das Exil den Abbruch der Karrieren oder auch einen Neubeginn bedeutete und welche Folgen die NS-Zeit für die Universitätslandschaft in der Nachkriegszeit im Allgemeinen und für die Disziplinen im Einzelnen, nicht zuletzt für die Studierenden und für die berufliche Emanzipation von Frauen hatte. Rezension


Bd.3: Hiltrud Häntzschel und Inge Hansen-Schaberg (Hrsg.): Politik – Parteiarbeit – Pazifismus in der Emigration. Frauen handeln. München 2010

Der Band befasst sich mit den Folgen des gewaltsamen Abbruchs der politischen und sozialen Emanzipationsprozesse im Jahre 1933 und mit der damit notwendig gewordenen Neudefinition von »politischem Handeln« von Frauen unter den veränderten, nicht selten lebensbedrohenden Bedingungen von Verfolgung und Exil. Daraus ergeben sich Fragen nach ihren Motiven, nach den verbliebenen Handlungsspielräumen, den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern, schließlich nach den vielfältigen politischen Aktionen selbst, nach ihren Erfolgen und ihrem Scheitern.

Die Publikation des Bandes wurde durch einen Druckkostenzuschuss der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt.


Bd. 2: Adriane Feustel, Inge Hansen-Schaberg und Gabriele Knapp (Hrsg.): Die Vertreibung des Sozialen. München 2009

Der vorliegende Band befasst sich mit der Thematik der »Vertreibung des Sozialen«. Der Schwerpunkt liegt zum einen auf den Konzepten und Projekten, die (oftmals jüdische) Frauen, z. B. Alice Salomon und Siddy Wronsky, im Bereich der Pädagogik/ Psychologie und der Sozialen Arbeit bis 1933 entwickelt haben.


Bd. 1: Goetzinger, Germaine / Hansen-Schaberg, Inge (Hrsg.): „Bretterwelten“. Frauen auf, vor und hinter der Bühne. München 2008.

Der Band befasst sich mit dem Thema "Bretterwelten" und damit unter vielfältigen Aspekten mit den Frauen auf, vor und hinter der Bühne, insbesondere mit den musizierenden und darstellenden Künstlerinnen auf ihrem Weg zum Bühnenerfolg, ihren Karrierebrüchen während der NS-Herrschaft und unter den Bedingungen von Verfolgung und Exil.